Wer ist Pierre Mahé?

Pierre Mahé – Der Kurator Der Ferrary-Sammlung

Pierre Mahé (1833-1913)

Unbemerkt von fast allen deutschen Philatelisten fand im Januar 2008 eine bemerkenswerte Auktion im französischen Rouen statt.

Wie sich herausstellte, gelangte in dieser Auktion zumindest ein größerer Teil des philatelistischen Nachlasses von Pierre Mahé zur Versteigerung.

Biographische Notizen (sh. DBZ 1910, H.2 – Krötzsch-; Ill. Briefm. Journal 1910, H.2; dto. 1913, H.6; Sammler-Woche 1925, Nr.39; Die Post. 1904, 11.Jg.,H.5; Maassen u.a.)

Der Auktionskatalog: ganze 12 Seiten „dick“ (davon 4 Seiten Fototafeln) umfaßt insgesamt 158 Lose. Versteigerer (Commissaire Priseur) M. Bisman, Rouen, ist sicherlich kein Philatelist, er hat nur die Aufgabe, einen Nachlaß zu versteigern. Den Katalog verschickt er an die Mitglieder des französischen Händlerverbandes. In Deutschland gibt es nur wenige Mitglieder; später erhalten wir die Auskunft, dass insgesamt nur zwei (!) Kataloge nach Deutschland ausgeliefert wurden.

Das Spitzenstück: Ein Bogenteil von 35 Stück der Bayern Nr. 1 im Doppeldruck, davon 1x kopfstehend (tete-beche). Taxe: 30.000 Euro (Zuschlag 55.000 €). Das Stück wird später (im September 2008) im Raritätenkabinett der WIPA als „ex Ferrari“ ausgestellt werden.

Schon die oberflächliche Lektüre des Kataloges läßt ahnen, das es sich bei dem angebotenen Material um uralte Bestände, vermutlich eines Briefmarkenhändlers handelt. Keine Losbeschreibung umfaßt mehr als zwei Zeilen. Dennoch: Ankündigungen wie z.B. „Frankreich: Brief von Lassigny vom 1.Januar 1849. Etat moyen.“ (Also ein Ersttagsbrief der ersten Markenausgabe von Frankreich!) oder „Ein enormer Posten alle Welt in Tüten, mehrheitlich aus 1850-1920, zig-tausende Marken. Alle Erhaltungen, dabei Fälschungen und Reproduktionen“ versprechen Interessantes.

Die Auktion ist angekündigt für einen Sonntag, Besichtigungsmöglichkeiten am Sonnabend vorher, von „10-12“ und „14-17 Uhr“ – also nicht allzu lang. Ein Anruf beim Auktionator ermöglicht nach einigem Hin- und Her einen Sondertermin.

Schauplatz Rouen: Hotel des Ventes du Vieux Palais. Ein eher baufälliger alter Kasten, wohl auch als Theater ode r Gemeindesaal genutzt. M. Godet, der Experte, steht morgens um 10.00 Uhr bereit. Es ist kalt an diesem Januar-Tag, und der Besichtigungssaal ist nicht geheizt. Man behält besser den Mantel an. Eine von der Decke hängende Glühbirne in ihrer nackten Fassung wird eingeschraubt und die Besichtigungs – Arbeit kann beginnen. Zum Glück ist nach 2 Stunden Mittagspause: auch lassen die kalten Finger kaum noch die Pinzette halten.

Nach weiteren drei Stunden am Nachmittag ist der Besichtigungstermin beendet. Einige Briefmarken, die auf den Boden gefallen sind, dürfen dort liegen bleiben. Es ereignet sich folgender Dialog: „Bemühen Sie sich nicht, morgen kommt eine Putzfrau, die saugt hier durch“. „Aber das sind doch vielleicht bessere Stücke, ich sehe hier Departementos von Kolumbien“. – „Ach, kein Problem, es sind doch genug Briefmarken da.“