Der Baron von Scharfenberg – oder: über Pseudonyme in Auktionskatalogen.

Der Baron von Scharfenberg – oder: über Pseudonyme in Auktionskatalogen.

Wenn wir von „name sales“ sprechen, meinen wir besondere Sammlungen, die im Rahmen eines speziellen Auktionskataloges angeboten und – oftmals mit vielen Hintergrundinformationen versehen – in aufwendiger Präsentation detailliert werden. Durchaus nicht immer lesen wir auf dem Cover des Kataloges den Namen des Sammlers (z.B. Burrus oder Boker), sondern ein Pseudonym – nehmen wir in jüngster Zeit „Shihangir“, “Corona“, „Bernstein“, „Bailev“ oder „Astrul“; alte Auktionshasen werden sich noch an die „Romanow“-Sammlung, an die „Präsident-Collection“ oder an den „Earl of Westray – Bestand“ erinnern.

Die Verwendung eines Pseudonyms beim Verkauf mag für den Verkäufer oder die Erben verschiedene persönliche Gründe haben – meist geht es um den Schutz der Privatsphäre. Und vielleicht auch gerade deshalb wird unsere Phantasie angeregt. Was war dies für ein Mensch, wer mag das wohl gesammelt haben? Wer hatte die Mittel, den Geschmack und die Gelegenheit, ein solches Objekt zusammenzutragen? Nun boten wir in zwei unlängst abgeschlossenen Auktionen unseres Hauses einige erlesene Altdeutschland-Stücke an, die „ex Sammlung Baron von Scharfenberg“ stammten. Wir waren ein wenig betroffen, als wir beim Erscheinen unseres Auktionskataloges einige Anrufe bekamen, darunter sogar von Berufskollegen, mit dem Tenor : „da habt Ihr Euch ja ein schönes Pseudonym ausgedacht – wir haben uns köstlich amüsiert….“

Liebe Freunde – der Baron von Scharfenberg ist KEIN Pseudonym, sondern war, insbesondere in der Zeit vor dem Weltkrieg, ein sehr bekannter Sammler! Seine Russland-Sammlung war sicherlich die bedeutendste Sammlung dieses Gebietes, die je in Deutschland existierte. In dem Werk von O. Riep „Russland Sonder-Katalog – die Sammlung des Barons Carl von Scharfenberg, Berlin“, erschienen in Berlin 1925, wird diese Sammlung beschrieben und nicht nur Kennern der russischen Philatelie bleibt beim Studium dieses Werkes schon einmal „die Luft weg“!

Wir zeigen Ihnen hier in unserem Bulletin ein Foto, dass im Jahre 1953 in Berlin anläßlich eines Treffens von Philatelisten aufgenommen wurde. Es zeigt von rechts nach links: Baron von Rheinbaben, Herrn von Schmidt, Baron von Scharfenberg und Baron von Tettenborn. Und auf dem zweiten Foto, das auf der gleichen Veranstaltung aufgenommen wurde, sehen wir eine junge Dame (leider nur von hinten) und einen Jung-Philatelisten beim Rock`n Roll.

Der Jungphilatelist wurde später in Hamburg ein bedeutender Auktionator, er ist Vielen als „Mr. Mauritius“ bekannt – unser alter Freund Wolfgang Jakubek, der auch so nett war, uns die beiden Fotos aus seinem Archiv zur Verfügung zu stellen.

Auf die anderen Barone kommen wir gelegentlich zurück. Lesen Sie „Philatelie-Geschichte“ und „Philatelie-Geschichten“ in unserem Bulletin!