Die Mischfrankaturen des Schwarzen Einsers von BAYERN

Die überraschende Entdeckung einer Bayern-Preziose von Weltrang.

Man mag es nicht für möglich halten, was für ein Fund bei der Durchsicht alter Akten um die Jahreswende 2017/2018 zu Tage gefördert wurde, und ich traute meinen Augen kaum, als mir das Stück dann übergeben wurde: Eine Mischfrankatur der Schwarzen Einser mit zwei Exemplaren ihrer Nachfolgerin, der 1 Kreuzer-Marke in rosa, auf einem wundervollen kleinen Privatbrief von Bayreuth nach Münchberg adressiert!

An der Echtheit dieses Stückes bestanden für mich überhaupt keine Zweifel, und als ich das Stück meinem alten Freund Wolfgang Jakubek zeigte, bestätigte er sofort meine Meinung und er erzählte mir sogleich eine Geschichte aus seiner Erinnerung, bei der es – wie sollte es anders sein – eben auch um eine Mischfrankatur mit der 1 Kreuzer schwarz ging. „Wolfgang, das musst Du sofort aufschreiben“, sagte ich, und so geschah es auch. „168 Jahre Dornröschenschlaf“ lautet die Überschrift dieser Story, die dann im April 2018 im BRIEFMARKEN-SPIEGEL erschien. Am Schluss dieses Bulletin-Beitrages lesen Sie vielleicht selbst diese Geschichte.

Wieviele Mischfrankaturen mit dem Schwarzen Einser gibt es denn nun wirklich? Das interessierte mich doch sehr, und ich machte mich daran, einen kleinen „Zensus“ zusammenzustellen. In dem vorzüglichen Buch „Schwarzer Einser“ von Joachim Helbig und Jürgen Vogel sind ein paar Stücke erwähnt und abgebildet, darüber hinaus habe ich dem Verbandsprüfer für das Gebiet „Bayern Klassik“, Herrn Peter Sem, für seine Unterstützung sehr zu danken.

Die wenigen Stücke kann man in zwei Gruppen unterteilen. Die erste Gruppe nenne ich einmal „Ergänzungsfrankaturen“. Die 1 Kreuzer schwarz wurde in der Regel als Einzelfrankatur auf Ortsbriefen verwendet, seltener „per 3“ als Drei-Kreuzer-Frankatur für Fernbriefe und es gibt auch einige Briefe mit sechs Exemplaren der 1 Kreuzer schwarz, eben als Sechs-Kreuzer-Frankatur für Briefe einer weiteren Entfernungsstufe. Und wenn man 6 Kreuzer frankieren muss, nimmt man normalerweise eher eine 6 Kreuzer-Marke als sechs „kleine“ 1 Kreuzer-Marken. Aber es gibt eben auch einige wenige Ergänzungsfrankaturen:

Die zweite Gruppe sind die  „Mischfrankaturen gleicher Wertstufen.“ Solche Kombinationen kommen zustande, wenn im Postgebrauch gerade die eine Sorte 1 Kreuzer-Marken verbraucht war und dann die neue Sorte (in diesem Falle also die rosa 1 Kreuzer-Marken) hinzugenommen werden musste. Das sieht dann in etwa so aus:

Der guten Ordnung halber sei erwähnt, dass Herrn Sem noch ein weiterer Brief mit einer Mischfrankatur gleicher Wertstufen (Mi.Nr. 1 I und 2x Nr. 3) bekannt ist. Von diesem Brief gibt es aber keine Abbildung, ebenso wenig wie von einem Brief mit Mi.Nr. 1 I und Nr. 3 I (also einer 2-Kreuzer-Frankatur), der schon auf Grund der Portostufe „sehr erklärungsbedürftig“ wäre.

Sie sehen, es ist eine sehr überschaubare Zahl. Man darf gespannt sein, ob und wann „Dornröschen“ ihren ersten Auftritt auf einer Auktion hat.

Hier nun der oben angekündigte Artikel von Wolfgang Jakubek „168 Jahre Dornröschenschlaf“ aus dem BRIEFMARKEN-SPIEGEL:

Eine kleine Schlussanmerkung: Aufgrund dieser Veröffentlichung im BMS gab es Leserzuschriften, in denen sich z.B. Herr Dr.Karsten Uhde mit der genauen Datierung des Briefes befasste. Wolfgang Jakubek datierte in seinem Artikel den Brief auf „1850“, womit der Verwendungstag „24.11.“ der bisher bekannte früheste Verwendungstag der 1 Kreuzer rosa wäre. Herr Dr. Uhde führt aber gute Gründe an, wonach der Brief auch aus 1851 stammen könnte. Es bleiben also noch Rätsel zu lösen…