Rares Und Kurioses (9)

– Unser Autor Gerd H. Hövelmann kommentiert –

Abschied, aber kein Abgesang

Wie Hans-Joachim Schwanke selbst in seinem kurzen Auktions-Vorwort auf dieser Internet-Seite bereits mitgeteilt hat, wird am 24.–25 Juni 2016, nach beinahe einem halben Jahrhundert des Auktionsgeschäfts, die 356. Schwanke-Auktion zugleich auch die letzte unter dieser Firmierung sein. Diese Zahl steht für eine eindrucksvolle Parade eigenständiger philatelistischer Versteigerungen ebenso wie für eine imposante persönliche Bilanz. Wie es am selben Ort mit wohl im Wesentlichen gleichem Mitarbeiterstab in Zukunft philatelistisch und geschäftlich weitergehen soll, wird sicher zu gegebener Zeit, aber erst nach dem Abschiedskonzert, Gegenstand einer eigenständigen Mitteilung werden.

Ich will nicht verhehlen, dass ich diese Entwicklung und die ihr zugrundliegenden Entscheidungen mit großem Verständnis und noch größerem Bedauern zur Kenntnis genommen habe. Viele (und ich schließe mich selbstverständlich ein) haben Hans-Joachim Schwanke Mancherlei zu verdanken. Das Verhältnis zwischen dem Auch-Journalisten und dem Auktionator und zeitweiligen BDB-Präsidenten war über die Jahrzehnte unserer Bekanntschaft nach meiner Wahrnehmung immer ausdrücklich freundschaftlich, nie bloß professionell, vor allem aber stets angenehm unaufgeregt.

„Bella, Bella…“

Seinen letzten Auktions-Spezialteil hat Schwanke nun mit „Bella Italia“ überschrieben, und „bella“ ist Vieles, das man unter den knapp 250 ausgesuchten Positionen mit einem Gesamt-Schätzwert von fast 120‘000 Euro zu sehen bekommt: ein durchaus nicht unbedeutendes Italien-Angebot mit mancherlei Spezialitäten und erstaunlich vielen wirklichen Seltenheiten, fast alles – und das verdient besondere Betonung – in einer löblichen Erhaltung, die auch ein qualitätsverwöhnter Italiener kaufen kann. Hinzu gesellen sich kleinere, aber sehr schöne Abteilungen Österreich und China (jeweils ab der Klassik). Dieser interessante, hochwertige Teil, der (fast lückenlos, wie es scheint) auch alle italienischen Nebengebiete zum Zug kommen lässt, wird am 24. Juni versteigert – zusätzlich zu der bei den Schwankeschen Sommer-Auktionen üblichen breiten Sammlungs-Offerte.

Auch in dieser letztgenannten Sektion gibt es Vieles, das ausweislich der Beschreibungen oder sporadischer Illustrationen einen zweiten und dritten Blick rechtfertigt. – Man muß zu einem solchen Auktions-Angebot nicht viele Worte machen, weil es in jeder Hinsicht wohlstrukturiert ist und sich gewissermaßen von selbst erklärt und empfiehlt. Der Sammlungs-Abschnitt mit einer vierstelligen Zahl an Kollektionen, Posten und Partien beginnt mit Nachlässen zu Schätzpreisen von bis zu 10.000 Euro, was entschieden nach frühzeitiger und sorgfältiger Besichtigung verlangt.

Und zuguterletzt wäre diese Schwanke-Auktion keine Schwanke-Auktion, wenn sie nicht eine sehr gute Auswahl wichtiger Fachliteratur (ca. 350 Positionen) zu vielerlei philatelistischen Spezialisierungen anböte. Das – auch das – werden wir vermissen.

Und schließlich – Hans-Joachim Schwanke hat mir im Verlauf dieser lockeren Websiten-Rubrik mehrmals Gelegenheit gegeben, darauf hinzuweisen – empfiehlt es sich, Losbeschreibungen immer sehr aufmerksam und vor allem vollständig zu lesen und nicht jedes Wort für bare Münze zu nehmen, etwa wenn es bei Los Nr. 1071 zum Schluß heißt: „Dr. Penning beiliegend“. Nicht, daß mir da im letzten Moment noch Klagen kommen.

Gerd H. Hövelmann