Aspekte zur Hamburger Postgeschichte (10): „Aus bekannter Korrespondenz…“ – Hamburger Weinkorrespondenz

„Aus bekannter Korrespondenz…“,

diese Formulierung finden wir oft bei Beschreibungen alter Briefe oder Briefschaften in Auktionskatalogen. Es handelt sich in der Regel um Handelskorrespondenzen aus Firmenarchiven, die dort Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte überdauert haben.

Im 18. und 19.Jahrhundert spielen insbesondere die „Weinkorrespondenzen“ eine Rolle, das sind Korrespondenzen zwischen Handelshäusern – meist im Norden Europas – und den traditionellen französischen Weinanbaugebieten, und hier in erster Linie der Region von Bordeaux.

Ich habe erlebt, dass Juroren bei der Bewertung einer posthistorischen Ausstellungssammlung die Nase rümpfen, wenn in einem Exponat „zu viele“ Briefe an eine Adresse vorhanden sind. Andererseits könnten wir heute viele Entwertungen, Destinationen und Laufwege gar nicht darstellen oder in ihrem geschichtlichen Umfeld interpretieren, gäbe es diese Korrespondenzen nicht.

 

 

 

 

 

Eine besondere Stellung nimmt die Firma „Schröder & Schyler“ aus Bordeaux ein. Man mag es kaum glauben, aber diese Firma wurde bereits im Jahre 1739 in Hamburg gegründet, sie existiert heute also über 280 Jahre!

Schon vor fast 30 Jahren widmete das „Hamburger Abendblatt“ dieser Firma einen langen Artikel, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Die alten Weinkeller, die das eine Foto zeigt, existieren auch heute noch, genau wie auch die Firmenzentrale in Bordeaux, No. 35bis im Cours du Medoc.

Gehen Sie einmal auf die Webseite der Firma http://www.schroder-schyler.com,  und Sie werden „gewisse Ähnlichkeiten“ mit dem hier gezeigten Foto feststellen. Die Fotos haben wir im Sommer 2017 aufgenommen.

Heute ist die Firma Schröder & Schyler nach wie vor ein großer Händler für erlesene Weine. Auch ein eigenes Weingut gehört zum Unternehmen, das „Chateau Kirwan“, wo ganz ganz besonders gute Tropfen produziert werden.

Der heutige Chef der Firma, Yann Schyler, ist etwas reserviert, wenn es um Auskünfte zu alten Firmenkorrespondenzen geht. „Große Teile wurden gestohlen“, und man mag in eine Richtung denken, worin das böse Wort „Kriegsbeute“ vorkommt.

„Ich habe“, so Yann Schyler, „mehr als 400 Briefe zurückgekriegt, …, jetzt sind diese Dokumente wieder zu Hause. Interessant für mich ist, dass diese Briefe in Deutschland gesammelt werden, soweit ich sehen kann…“

Einen ganz kleinen Einblick, welche interessanten Dokumente wieder „zu Hause“ sind, gibt auch die entsprechende Sektion „Histoire“ auf der Webseite der Firma.

Ohne die Korrespondenzen aus Archiven solcher Firmen wie Schröder & Schyler wäre heute eine philatelistische Forschung, die ja auch politische und soziale Entwicklungen darstellt, nicht möglich.