Aspekte zur Hamburger Postgeschichte (2): Transatlantische Postverbindungen vor 1800

Die Königlich Französische Schiffspost.

Natürlich gab es schon weit vor 1800 Schiffsverbindungen von Deutschland über den Atlantik, insbesondere in die USA, aber ein regelmässiger Postdienst war nur in bescheidenem Umfang vorhanden. Hamburgs  „natürlicher“ Postweg war der über London und Falmouth. Für die Hamburger Kaufleute waren regelmässige Verbindungen enorm wichtig, und die boten mehr oder weniger die „Falmouth – New York Packets“ seit den Zwanziger Jahres des 18.Jahrhunderts.

Dann wurden die Vereinigten Staaten souverän, der amerikanische Unabhängigkeitskrieg endete 1783 im Frieden von Paris und Großbritannien verzichtete auf seine ehemaligen Kolonie.

Im gleichen Jahre, 1783, wurde die „Régie des Paquebots“ nach New York per Dekret des französischen Königs Louis XVI errichtet. Französische Postverbindungen zur Neuen Welt hatte es schon 20 Jahre vorher gegeben, doch war dieser Service nur für die königliche Post und vornehmlich für die französischen Kolonien (Guyana, Leeward Islands und Louisiana) eingerichtet worden. Die Dienste der neuen „Régie“ aber konnten von allen Bürgern genutzt werden. Und diese neue Postverbindung wurde auch anderen Interessenten – so zum Beispiel den Hamburger Kaufleuten  – angeboten.

Fünf Korvetten wurden für einen regelmässigen monatlichen Postverkehr von Port Louis nach New York, in Dienst gestellt, beginnend mit dem September 1783. Heimathafen war Lorient, später (ab 1786) Le Havre.

Ich möchte Ihnen hier einen Brief vorstellen, der mit dieser französischen Régie des Paquebots befördert wurde.

Hochinteressant ist auch der Inhalt des Briefes: Neben einigen geschäftlichen Dingen, die der Absender Georg Ludwig Brüning seinen Geschäftspartnern, der Firma „Terrasson Frères & Comp.“ in Philadelphia mitzuteilen hat, liegt als Einlage ein gedrucktes Werbeschreiben von Herrn Brüning bei, in dem er seine Dienste nochmals anpreist und auf weitere gute Geschäftsverbindungen hofft.

Seine kleine vorgedruckte Werbeannonce hat Herr Brüning auf dem „1sten Octobr. 1783“ datiert, er muss also schon recht früh Kenntnis von der neuen Schiffsverbindung gehabt haben. Den eigentlichen Geschäftsbrief hat er erst am 11.Juni 1784 geschrieben.

Die Rückseite des Briefes zeigt noch ein weiteres Detail, das für die Beförderung von Geschäftsbriefen in der damaligen Zeit typisch war:

„par adresse de V.T.H. Serv. (=votre très humble Serviteur) Rüdy & Thurninger L`Orient“, dem typischen Vermerk eines Forwarding Agents, der als Postagent in Lorient arbeitete. Ausweislich des Empfängervermerkes war der Brief am 11.September 1784 endlich in Philadelphia angekommen.

Die Zahl „20“ (Sols) ist die Taxierung für den Brief. 20 Sols entsprechen einer heutiger Kaufkraft von ca. 5 Euro!