Aspekte zur Hamburger Postgeschichte (3): Die Stempel DE HAMBURG mit und ohne Rahmen

Der Stempel DE HAMBURG mit und ohne Rahmen

Die Stempel, die ich hier vorstelle, gehören zu den frühesten Hamburger Poststempeln, beides sind in Hamburg abgeschlagene „Herkunftsstempel“ im Transitverkehr.

Der Stempel DE HAMBURG im Rahmen befindet sich auf einem Brief aus dem Jahre 1755, aus Bredevoort, einem Festungsort im holländischen Geldern und ist gerichtet an den „Gardemajor von Scholten im Dienste Seiner Majestät des dänischen Königs in Copenhagen“.

Der zweieinhalbseitige interessante Text in französischer Sprache bezieht sich auf militärische Dinge. Handschriftliche Vermerke „Frco Zutphen, Fr. Rynhousen“ weisen den Brief als bis dahin bezahlt aus.

Der einzeilige Stempel DE HAMBURG, also ohne den Rahmen befindet sich auf einem Brief nach „Wilster im Holsteinischen“, was zu der Zeit zu Dänemark gehörte. Der Brief ist ohne Inhalt, ein kleiner rückseitiger Vermerk datiert ihn auf das Jahr 1771.

Das rückseitige Papiersiegel zeigt einen gekrönten Löwen, die Randinschrift lautet SIG IVDIC CIVIS ELVERFELD. Der Brief, offensichtlich ein Amtsschreiben „An die competente Obrigkeit“, kam also aus dem heutigen Elberfeld, handschriftlich wurde „frco Münster“ notiert.

 

 

Beide Briefe liefen also in Süd-Nord-Richtung.

Es mag vielleicht wie der Streit um des Kaiser`s Bart klingen, aber zu diesen Stempeln gibt es ein interessantes posthistorisches Detail, das eine kleine Betrachtung verdient.

Über die Frage nämlich, „Wer hat denn den Transitstempel in Hamburg angebracht?“ gehen die Expertenmeinungen auseinander – war es das Kaiserliche Reichspostamt (das in den Händen von Thurn & Taxis lag) oder war es das dänische Postamt in Hamburg?

Dr. Ernst Meyer-Margreth sagt in seinem Handbuch „Die Poststempel von Hamburg“ [1], es handele sich in beiden Fällen um Stempel des dänischen Postamtes. Zwar gab es zu der Zeit noch keine Poststempel in Dänemark, aber im benachbarten Altona war bereits ein einzeiliger Stempel DE ALTONA in Gebrauch gewesen, in gleicher Form und Größe; zudem war Hamburg ja Endpunkt für die Thurn & Taxis`sche Post, und die Anbringung eines solchen Stempels hätte für die Thurn & Taxen gar keinen Sinn gemacht.

Dagegen ordnet Georg D. Mehrtens in seiner Ausarbeitung „Korrespondenz-Verkehr nach Skandinavien“ [2] beide Stempel der Kaiserlichen Reichspost zu. Insbesondere der „DE“-Hinweis auf den Herkunfts-/bzw. Transitort sei typisch für einen Stempel der Thurn & Taxis`schen Post.

In anderen Stempelhandbüchern – z.B. dem Stempelwerk der Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein [3] oder dem Vorphilawerk von Peter Feuser [4] – werden die beiden Stempel mal hier, mal dort gelistet.

Wollen wir uns festlegen?

Mangels Masse sind nur wenige weiterführende Vergleichsmöglichkeiten vorhanden; mit dem Rahmenstempel kenne ich nur 2 Briefe, vom ungerahmten Einzeiler ist bestenfalls ein knappes Dutzend in der Literatur notiert.

[1] Dr.Ernst Meyer-Margreth „Die Poststempel von Hamburg von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts“. Hamburg,1965. S.36

[2] Georg D.Mehrtens „Korrespondenz-Verkehr nach Skandinavien über die französische Post“, Beschreibung seiner Sammlung und Vortrag vor der International Postal History Fellowship, Frühjahr 2018

[3] Arbeitsgemeinschaft für Postgeschichte und Philatelie von Schleswig-Holstein,Hamburg und Lübeck e.V. Handbuch der Stempel von Hamburg bis 1875. Hamburg, 2004. S.11, Nr.26-27: „K.Reichs O.P.A.“

[4] Feuser/Münzberg. Deutsche Vorphilatelie. Spezialkatalog und Handbuch. Stuttgart, 2000. S.349, Nr.1350: „Hamburg (DK) Königl.Dänische Postanstalt“