Aspekte zur Hamburger Postgeschichte (8) – Neuordnung der Post nach der Franzosenzeit (II)

Die Neuordnung der Post nach der Franzosenzeit – Thurn & Taxis übernimmt!

Der 19.5.1814 bedeutete das Ende der französischen Besetzung in Hamburg.

Auch bei dem Brief, den ich Ihnen hier vorstellen möchte, handelt es sich um ein postgeschichtliches Dokument aus einer Übergangszeit.

Absender des Briefes ist die Firma „D.S.Warburg & Fils“ in Altona, die unter dem Datum des 18.Mai 1814 an Ihren früheren Geschäftspartner Anselm Polazzoli in Verona schreibt. Der Brief ist in französischer Sprache verfasst – ich erlaube mir, einige Passagen frei zu übersetzen.

„Erst heute nach einer für den Handel und den Austausch von Korrespondenzen so langen Unterbrechung können wir Ihr geehrtes (Schreiben) vom 14.Oktober 1813 beantworten und Ihnen für Ihre freundlichen Worte danken….Endlich ist der Moment gekommen – auch für uns – wo der Handel und die Schiffahrt wieder ihren alten Schwung („vivacité“) aufnehmen; schon sind einige Schiffe aus England und anderen Teilen der Welt auf unserem Fluß angekommen….Für alle die Jahre des Leidens werden wir jetzt entschädigt…“

Die Firma Warburg war sich also des Umbruchs bewußt, der jetzt einsetzen und der Hamburg einen wirtschaftlichen Aufschwung nach den schwierigen Jahren der Franzosenzeit und der Kontinentalsperre bringen würde.

Im weiteren Briefinhalt bietet die Firma Warburg ihre Dienste in Kommissionsgeschäften an – in Sachen Eigenwerbung stand sie heutigen Marktteilnehmern, von „Amazon“ bis „Zalando“, in nichts nach! Besonders gefragt sei jede Art von Seide, und interessanterweise wird angemerkt, „..der größte Teil sollte schwarz sein, der Rest dunkelblau, maigrün („vert de May“) und dunkelgrün, andere Farben sind nicht so courant…“ – mit anderen Worten, für die Hamburger waren die gedeckteren Farben schon damals en vogue.

Es folgen noch einmal Beteuerungen, wie toll der Service sei, welch prompten und vorteilhaften Verkauf man versprechen könne und man würde doch, bitte sehr, um die niedrigsten Preise bitten…

Unser Brief lief dann über Hamburg und wurde dort ins Postsystem „eingespeist“. Wenn er auch vielleicht nicht gleich am 19.Mai – also dem ersten Tag nach Übernahme der französischen Post durch Thurn & Taxis – nach Italien abging, so gibt er doch ein großartiges Stimmungsbild für die Hamburger Situation in jenen Tagen ab.

Der einzeilige Stempel HAMBOURG war ja schon im französischen Postamt in Gebrauch gewesen und wurde von Thurn & Taxis nun gleich weiter benutzt. Man darf sicher auch davon ausgehen, dass zumindest einige Postbedienstete ebenfalls übernommen wurden. Leider kann man nicht erkennen, wann genau der Brief in Verona angekommen ist; er hat aber sein Ziel erreicht, wie der Ankunftstempel ausweist.

Und vielleicht ist aus diesem „Werbeschreiben“ ja eine handfeste Geschäftsverbindung geworden.