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Kennen Sie den „Froede“ ? – Fundstücke aus der Philatelistischen Bibliothek

Hans Froede, sein Name ist heute Schall und Rauch. In den 1930er Jahren war für jeden Deutschland-Sammler der „Neue Froede“ ein Begriff.

Ende der 1920er Jahre hatte Hans Froede erkannt: Von Deutschlands Briefmarkensammlern sammeln die meisten – das ist klar – Deutschland! Er stellte fest: Was diesen tausenden Sammlern fehlte, das war ein praktischer Katalog, einer, der sich bequem in die Jackentasche stecken ließ. So einen gab es nicht. Also sorgte der Hans Froede-Verlag in Düsseldorf für Abhilfe und produzierte einen Deutschland-Katalog im praktischen Format. Seine Höhe 23,5cm und die Breite 11cm.

Dieses bisher unbekannte, schlanke Format wurde zum Renner. Es entwickelte sich der Slogan „Jeder Deutschland-Sammler hat einen Froede in der Tasche“. Froede war zudem ein cleverer Geschäftsmann. In seinem Verlag waren zwei Mitarbeiter nur mit aktueller Preisbeobachtung beschäftigt. Der Katalog war also auf Basis von „Netto-Preisen“ ausgerichtet. Die Preisangaben fanden auch im Handel weitgehend Zustimmung. Noch Ende der 1940er Jahre war der „Froede“ ein Wegweiser. Der heutigen Sammlergeneration ist er unbekannt.

Mysterium „Michel“ – oder: Die Bibel der Sammler ?

Glauben Sie nicht alles, was im „Michel“ steht…

Neulich sagte ein alter Freund zu mir: „Du musst Dir mal einen neuen „Michel“-Katalog kaufen, die Preise in Deinem Katalog sind ja hoffnungslos veraltet“. Nun, ich hatte gerade meinen Deutschland-Band 2 aus dem Jahre 2017 aufgeschlagen, und es ging um ungezähnte Ausgaben der Bundesrepublik aus den 1960er Jahren. Ganz konkret ging es um den „Geschnittenen Bismarck“, die Katalognummer 463 U; diese hochgeschätzte Marke notiert nämlich im Katalog vor 7 Jahren mit dem stolzen Betrag von 1000 Euro, im Jahre 2024 ist der Preis halbiert, auf 500 Euro. „Dafür muss es doch plausible Gründe geben“, dachte ich mir. Eine Rückfrage beim zuständigen Verbandsprüfer, wie viele Exemplare sein Prüfbüro denn in den letzten 30 Jahren vorgelegt bekommen hätte, ergab die ernüchternde Zahl „gerade mal ein halbes Dutzend“.

Die Angelegenheit ließ mir keine Ruhe und ich verglich nun einige andere Preise ungezähnter Marken der Bundesrepublik aus den 1960er Jahren. Und siehe da, unser alter Bismarck war nicht das einzige Opfer des Michel-Kahlschlages.

Noch stärker „gerupft“ wurden z.B. die Europamarke aus dem Jahre 1964 (Mi.Nr. 446U), die von 600 auf 250 Euro mehr als halbiert wurde und auch die wunderschöne Sondermarke zum 125jährigen Jubiläum der Briefmarke (Mi.Nr.482 U), bei der die Sense von 850 Euro auf nunmehr 400 Euro niederging. Beide Stücke sehen Sie oben.

Der Markt sagt uns etwas anderes:

Jüngst sah ich zwei Ergebnisse auf Auktionen, die doch recht bemerkenswert waren.

Dieses Paar (die linke Marke rechts ungezähnt, die rechte Marke völlig ungezähnt) erzielte auf einer Auktion in Düsseldorf im Juni 2024 den stolzen Preis von 1500 Euro (+ Aufgelder), der „Michel“-Wert für zwei Einzelstücke: 900 (Neunhundert) Euro.

 

Und bei diesem „Geschnittenen Bismarck“ fiel der Auktionshammer auf einer Auktion in Hamburg, Anfang Juli 2024,  bei 1000 Euro (+ Aufgeld), „Michel“-Wert – s.o. – 500 (Fünfhundert) Euro.

Das Katalogwerk des „Michel“-Kataloges ist sicher eines der besten weltweit. Die „eigenen Recherchen und die umfassende Marktbeobachtung“ bei der Preisgestaltung, die, wie die Redaktion stets in ihren Vorworten betont, ausschlaggebend sind, müssten bei den oben genannten Ausgaben allerdings zu anderen Resultaten führen!

 

 

Wer kennt heute noch Paul Voigt?

So sehen Sie aus, die ersten deutschen Fotoessays:

Ich hatte kürzlich Gelegenheit, diese einmalige Serie persönlich in die Hand zu nehmen. Nach den Brustschildmarken, die ja 1872 noch in Gulden- und Kreuzerwährung erschienen waren und den ersten „Pfennige“/“Pfennig“-Ausgaben aus den Jahren 1875/79, sollte im Jahre 1890 eine Markenausgabe in einem neuen Design erscheinen. Der jüngste Graphikdesigner der Reichsdruckerei wurde beauftragt. Sein Name: Paul Voigt. Die Reichsdruckerei war gerade einmal zwei Jahre alt, als er dort seine Ausbildung begann. 25 Jahre später war er der Chef der Gravierabteilung der Reichsdruckerei. Er wurde zu einem der Größten seiner Zunft im Deutschen Kaiserreich.

Diese Serie seiner Entwürfe aus dem Jahre 1889 – alle im gleichen Format der später erschienenen Marken –  ist erhalten geblieben. Paul Voigt hat sie Anfang der 1890er Jahre verschenkt. Sie tauchten dann in den 1980er Jahren erstmals wieder auf, nachdem man schon geglaubt hatte, dass sie in den Kriegswirren verschollen waren.

Zu Paul Voigts 25jährigem Dienstjubiläum hatte sich die Kollegen aus der Gravierabteilung „einen Spaß gemacht“ und dem Jubilar dieses kleine Dokument im Stil einer Banknote geschenkt. Briefmarken waren für die damaligen Graveure ein „Nebenprodukt“, andere Aufträge wie die Gravur von Banknoten, Ex Libris etc. nahmen einen viel größeren Umfang ein. Hier das Ex Libris von Paul Voigt:

Die berühmte „Krone/Adler“-Ausgabe des Deutschen Reiches wird heute von vielen Philatelisten „spezial“ gesammelt. Die sechs Marken erschienen in Millionenauflagen und waren über 10 Jahre lang die einzigen im gesamten deutschen Kaiserreich verwendeten Briefmarken. Wer aber kennt heute noch Paul Voigt?