Aspekte zur Hamburger Postgeschichte (29): Eine interessante Abart – Das verkürzte zweite „l“ in „Schilling“

„Eine Sammlung wird durch Abarten erst schön!“ – titelte Wolfgang Jakubek in einem Artikel des Briefmarken-Spiegels aus dem Jahre 2002 . Er stellte in dem damaligen Beitrag den Plattenfehler „Basis des zweiten „l“ in „Schilling“ verkürzt“ auf der 3-Schilling-Marke gezähnt (Mi.Nr.15) vor.  Obwohl dieser Fehler schon seit weit über 100 Jahren (nämlich seit 1892) literaturbekannt war, hatte der Michel-Katalog bis zum Jahre 2003 keine Notiz davon genommen.

Damit Sie wissen, worum es geht, hier nachstehend einmal die Abart auf drei Einzelmarken:

Nachdem der Artikel im BMS erschienen war, gab es einige Rückmeldungen von Sammlern, die diesen Fehler in ihren Sammlungen gefunden hatten. Die Statistik von Herrn Jakubek, zu der Zeit (2002): 5 lose Stücke, ein Brief und ein Briefstück! Das dürfte also danach etwas aktualisierungsbedürftig gewesen sein. Natürlich ist der Plattenfehler keine „Massenware“… Anhand eines Oberrand-Bogenteils konnte ich die Position im Bogen feststellen, bei der dieser Fehler auftritt:

 

Das Suchen und Finden ging aber weiter: Der gleiche Plattenfehler kommt schon auf der ungezähnten Ausgabe vor – mit Hilfe der Verbandsprüferin, Frau Gertraud Lange, konnten wir ihn auf drei Briefen nachweisen. Einen davon zeige ich Ihnen hier:

Auf einem Brief aus der berühmten „Boker“-Sammlung nach Amsterdam findet sich der Fehler auf der linken Marke eines waagerechten Paares; damals, in den 1980er Jahren, wurde er noch unerkannt verkauft!

Frau Lange konnte weitere interessante Details beisteuern. In ihrem Archiv hatte sie den Fehler auch auf einem Probedruck-Bogenteil der 3 Schilling (Mi.Nr. P4 2 rot) nachgewiesen, auch hier auf dem bekannten Feld 7:

 

Und nun wird es „ganz verrückt“: Ebenfalls im Archiv von Frau Lange erscheint der Plattenfehler auf Feld 2:

Sie sehen, nach über 150 Jahren nach Erscheinen der ersten Hamburger Briefmarken gibt es immer noch Überraschungen! Vielleicht haben Sie, verehrter Leser, noch weitere Belegstücke zu diesem Thema? Über Ihre Zuschrift würde ich mich freuen!

Nachstehend hier der damalige Artikel von Wolfgang Jakubek aus dem Jahre 2002:

Kennen Sie den „Froede“ ? – Fundstücke aus der Philatelistischen Bibliothek

Hans Froede, sein Name ist heute Schall und Rauch. In den 1930er Jahren war für jeden Deutschland-Sammler der „Neue Froede“ ein Begriff.

Ende der 1920er Jahre hatte Hans Froede erkannt: Von Deutschlands Briefmarkensammlern sammeln die meisten – das ist klar – Deutschland! Er stellte fest: Was diesen tausenden Sammlern fehlte, das war ein praktischer Katalog, einer, der sich bequem in die Jackentasche stecken ließ. So einen gab es nicht. Also sorgte der Hans Froede-Verlag in Düsseldorf für Abhilfe und produzierte einen Deutschland-Katalog im praktischen Format. Seine Höhe 23,5cm und die Breite 11cm.

Dieses bisher unbekannte, schlanke Format wurde zum Renner. Es entwickelte sich der Slogan „Jeder Deutschland-Sammler hat einen Froede in der Tasche“. Froede war zudem ein cleverer Geschäftsmann. In seinem Verlag waren zwei Mitarbeiter nur mit aktueller Preisbeobachtung beschäftigt. Der Katalog war also auf Basis von „Netto-Preisen“ ausgerichtet. Die Preisangaben fanden auch im Handel weitgehend Zustimmung. Noch Ende der 1940er Jahre war der „Froede“ ein Wegweiser. Der heutigen Sammlergeneration ist er unbekannt.

Wer kennt heute noch Paul Voigt?

So sehen Sie aus, die ersten deutschen Fotoessays:

Ich hatte kürzlich Gelegenheit, diese einmalige Serie persönlich in die Hand zu nehmen. Nach den Brustschildmarken, die ja 1872 noch in Gulden- und Kreuzerwährung erschienen waren und den ersten „Pfennige“/“Pfennig“-Ausgaben aus den Jahren 1875/79, sollte im Jahre 1890 eine Markenausgabe in einem neuen Design erscheinen. Der jüngste Graphikdesigner der Reichsdruckerei wurde beauftragt. Sein Name: Paul Voigt. Die Reichsdruckerei war gerade einmal zwei Jahre alt, als er dort seine Ausbildung begann. 25 Jahre später war er der Chef der Gravierabteilung der Reichsdruckerei. Er wurde zu einem der Größten seiner Zunft im Deutschen Kaiserreich.

Diese Serie seiner Entwürfe aus dem Jahre 1889 – alle im gleichen Format der später erschienenen Marken –  ist erhalten geblieben. Paul Voigt hat sie Anfang der 1890er Jahre verschenkt. Sie tauchten dann in den 1980er Jahren erstmals wieder auf, nachdem man schon geglaubt hatte, dass sie in den Kriegswirren verschollen waren.

Zu Paul Voigts 25jährigem Dienstjubiläum hatte sich die Kollegen aus der Gravierabteilung „einen Spaß gemacht“ und dem Jubilar dieses kleine Dokument im Stil einer Banknote geschenkt. Briefmarken waren für die damaligen Graveure ein „Nebenprodukt“, andere Aufträge wie die Gravur von Banknoten, Ex Libris etc. nahmen einen viel größeren Umfang ein. Hier das Ex Libris von Paul Voigt:

Die berühmte „Krone/Adler“-Ausgabe des Deutschen Reiches wird heute von vielen Philatelisten „spezial“ gesammelt. Die sechs Marken erschienen in Millionenauflagen und waren über 10 Jahre lang die einzigen im gesamten deutschen Kaiserreich verwendeten Briefmarken. Wer aber kennt heute noch Paul Voigt?