Kennen Sie den „Froede“ ? – Fundstücke aus der Philatelistischen Bibliothek

Hans Froede, sein Name ist heute Schall und Rauch. In den 1930er Jahren war für jeden Deutschland-Sammler der „Neue Froede“ ein Begriff.

Ende der 1920er Jahre hatte Hans Froede erkannt: Von Deutschlands Briefmarkensammlern sammeln die meisten – das ist klar – Deutschland! Er stellte fest: Was diesen tausenden Sammlern fehlte, das war ein praktischer Katalog, einer, der sich bequem in die Jackentasche stecken ließ. So einen gab es nicht. Also sorgte der Hans Froede-Verlag in Düsseldorf für Abhilfe und produzierte einen Deutschland-Katalog im praktischen Format. Seine Höhe 23,5cm und die Breite 11cm.

Dieses bisher unbekannte, schlanke Format wurde zum Renner. Es entwickelte sich der Slogan „Jeder Deutschland-Sammler hat einen Froede in der Tasche“. Froede war zudem ein cleverer Geschäftsmann. In seinem Verlag waren zwei Mitarbeiter nur mit aktueller Preisbeobachtung beschäftigt. Der Katalog war also auf Basis von „Netto-Preisen“ ausgerichtet. Die Preisangaben fanden auch im Handel weitgehend Zustimmung. Noch Ende der 1940er Jahre war der „Froede“ ein Wegweiser. Der heutigen Sammlergeneration ist er unbekannt.

Wer kennt heute noch Paul Voigt?

So sehen Sie aus, die ersten deutschen Fotoessays:

Ich hatte kürzlich Gelegenheit, diese einmalige Serie persönlich in die Hand zu nehmen. Nach den Brustschildmarken, die ja 1872 noch in Gulden- und Kreuzerwährung erschienen waren und den ersten „Pfennige“/“Pfennig“-Ausgaben aus den Jahren 1875/79, sollte im Jahre 1890 eine Markenausgabe in einem neuen Design erscheinen. Der jüngste Graphikdesigner der Reichsdruckerei wurde beauftragt. Sein Name: Paul Voigt. Die Reichsdruckerei war gerade einmal zwei Jahre alt, als er dort seine Ausbildung begann. 25 Jahre später war er der Chef der Gravierabteilung der Reichsdruckerei. Er wurde zu einem der Größten seiner Zunft im Deutschen Kaiserreich.

Diese Serie seiner Entwürfe aus dem Jahre 1889 – alle im gleichen Format der später erschienenen Marken –  ist erhalten geblieben. Paul Voigt hat sie Anfang der 1890er Jahre verschenkt. Sie tauchten dann in den 1980er Jahren erstmals wieder auf, nachdem man schon geglaubt hatte, dass sie in den Kriegswirren verschollen waren.

Zu Paul Voigts 25jährigem Dienstjubiläum hatte sich die Kollegen aus der Gravierabteilung „einen Spaß gemacht“ und dem Jubilar dieses kleine Dokument im Stil einer Banknote geschenkt. Briefmarken waren für die damaligen Graveure ein „Nebenprodukt“, andere Aufträge wie die Gravur von Banknoten, Ex Libris etc. nahmen einen viel größeren Umfang ein. Hier das Ex Libris von Paul Voigt:

Die berühmte „Krone/Adler“-Ausgabe des Deutschen Reiches wird heute von vielen Philatelisten „spezial“ gesammelt. Die sechs Marken erschienen in Millionenauflagen und waren über 10 Jahre lang die einzigen im gesamten deutschen Kaiserreich verwendeten Briefmarken. Wer aber kennt heute noch Paul Voigt?

Aspekte zur Hamburger Postgeschichte (21) – Das ist die Krönung !

Während ich heute, am 6.Mai 2023, diesen kleinen Beitrag verfasse, sitzt ein Teil meiner Familie vor dem Fernseher und sieht die Bilder aus London, zur Krönung Charles III. zum König von England. „Hunderttausende Zuschauer in London“, Millionen vor den Bildschirmen – für viele Menschen ein „once-in-a-lifetime-Ereignis“!

Vor 185 Jahren fand etwas Ähnliches in London statt:

Die Krönung Königin Victorias am 28.Juni 1838. Und auch schon damals muss in London der Ausnahmezustand geherrscht haben, denn zeitgenössischen Berichten zufolge sahen 400.000 Besucher das Spektakel. London hatte zu der Zeit immerhin auch schon 1,8 Millionen Einwohner und war die bevölkerungsreichste Stadt der Erde.

Warum ich dies alles erzähle? ich fand den Bericht eines Zeitzeugen, der in einem vierseitigen Brief seinen Freunden in Mecklenburg eine anschauliche Schilderung des Ereignisses liefert.

Die Absenderin oder der Absender („M.Blake“) muss zu den geladenen Gästen gehört haben, denn sie oder er hatte einen nahe Platz unmittelbar in der Nähe des Geschehens.

 

Aus dem langen Inhalt zitiere ich die folgenden Passagen:

„…The sight in the Abbey was very grand and beautiful, & the various services & ceremonies extremely interesting, the Queen went through it all beautifully  & seemed more au fait at her part in the business than most of the other great functionaries, she signed her name to the Oath with a firm and steady hand and was always self-possessed. She was always most overpondered, poor little thing, by the weight of her various dresses for  tho` she had 6 ladies of the chamberlain to hold up her train it seemed to dragging her clothes off her shoulders.

….

Poor Ld. [=Lord] Rolle (aged 89) fell backward down the step to the Throne as he was going to do Homage and everybody was alarmed , but he got up immediately and began to re-ascend the steps when the Queen moved forward from the throne & held out her Hand to him & Kiss, as it were, … She was always composed & dignified & thus raised good feeling, which was appreciated. …“

Aus dem Blickwinkel des Philatelisten ist dies vielleicht nur ein „einfacher“ Brief, der von London nach Mecklenburg ging und der – gemäß Vermerk links oben auf der Adressseite – „Pd 1 [sh.]/8 [d.]“  gekostet hat. „Per Hamburgh Steamer“ befördert, wurde er vom Stadtpostamt in Empfang genommen und zur Weiterleitung an das Mecklenburgische Postamt übergeben, das dem Brief seinen zweizeiligen Bestätigungsstempel aufdrückte. Es ist die mit am häufigsten vorkommende Type (9) gemäß Stempelhandbuch und noch nicht einmal besonders gut abgeschlagen. Vielleicht können Sie einen solchen Brief für 20 oder 30 Euro auf einer Messe finden – aber für einen wahren „Royalisten“ liegt der innere Wert aber doch deutlich höher, oder nicht ?!