Rares Und Kurioses (8)

Lichterloh

Neulich hat man mich gefragt, wie es denn komme, dass über den insgesamt doch regen und umsatzträchtigen philatelistischen Auktionsmarkt weder in der überregionalen Tagespresse noch in den gerade in Deutschland vielfältigen und eigentlich der Sache nach zuständigen Wirtschaftsmagazinen jemals etwas zu lesen sei. Diese Frage hätte eigentlich eine ausführliche empirische und analytische Beantwortung verdient. Dafür stehen aber hier und jetzt weder die Zeit noch der Raum zur Verfügung. Um wenigstens eine kurze Antwort will ich mich nach einigen Jahrzehnten Erfahrung und Vertrautheit mit beiden Branchen, dem Briefmarkenmarkt und dem Journalismus, aber nicht herumdrücken.

Diese Kurzantwort (und der Name betont schon, dass sie eben „verkürzt“ ist) könnte etwa folgendermaßen lauten: Ob es uns gefällt oder nicht, die Befassung mit Briefmarken und/oder Postgeschichte einerseits und der (Auktions-)Handel mit eben diesen Gegenständen andererseits gelten presse-öffentlich als ausgemachte Nicht-Themen. Wenn Sie nicht gerade den strategischen Aufmerksamkeitswert einer wertvollen Spitzenrarität wie einer British Guyana, einer Blauen oder Roten Mauritius, wenigstens einiger Hawaii Missionaries oder ähnlich hochrangiger Raritäten in die Waagschale werfen können, dann wird Ihnen kein gestandener Redakteur oder (Wirtschafts-)Journalist Aufmerksamkeit schenken. Denn alles andere als solche Spitzenware mit Weltruf und Weltrang liegt in aller Regel deutlich unterhalb der Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsschwelle eines Journalisten der Tagespresse, zu dem Sie keine persönlichen oder sonstige Beziehungen pflegen.

Wenn Sie außerdem auch keinen Händler oder Auktionator mit den sprichwörtlichen Entertainer-Qualitäten eines Wolfgang Jakubek am Start haben, dann müssen Sie der Presse mit Briefmarken gar nicht erst kommen, obwohl die Branche doch jährlich überaus respektable Umsätze erzielt. Die Philatelie selbst und das Briefmarkenhandels- und Auktionsgeschäft taugen nicht als allgemein kommunikable  Blickfänge. Sie haben für die nicht eigentlich philatelistisch interessierte Öffentlichkeit einfach keinen Nachrichten- oder Neuigkeitswert, der über die Dauer eines Wimpernschlags hinaus erhalten bliebe, und sie erzeugen keine Schlagzeilen und haben keinen Spannungsbogen, die einen traditionell geprägten und gesonnenen Journalisten in ihren Bann ziehen und zur Berichterstattung anspornen könnten.

Ich will Ihnen ein (nur auf den ersten Blick abenteuerliches) Beispiel geben: Wenn Sie beispielsweise eine preisgekrönte Ausstellungs-Sammlung im Handelswert von, sagen wir, einer Viertelmillion Euro auflösen oder sie gegebenenfalls sogar geschlossen anbieten, dann könnte das in der Regel den Journalisten der Tages- oder Wirtschaftspresse gar nicht gleichgültiger sein. Nehmen Sie aber dieselbe Sammlung, schichten sie adrett auf und verbrennen sie öffentlich vor dem Rathaus, dann sind sie gleich alle da – mit Notizblock und Mikro, Ü-Wagen und Scharen von Fotografen. Eine öffentliche, schlagenzeilenträchtige Existenz (und sei es nur wegen einer Marken- Hinrichtung), so lernen wir, hat nur dasjenige, was für die Mehrheit ein hinreichendes Aufregungspotential bietet oder was der liebe Nachbar nicht hat, aber gerne hätte. Nicht mein Beispiel ist eklatant, sondern die Tatsache, dass es wahr ist. Diese entschiedene Nichtbeachtung oder Geringschätzung seitens der Presse ist übrigens nicht notwendigerweise zum Schaden der Markenbranche – das genauer zu erläutern, wäre aber wiederum notwendig ein Teil der langen Antwort, die wir ja eingangs bereits einstweilen zurückgestellt hatten.

Not a Big Deal

Es ist ein wenig wie ehemals das österliche Eiersuchen mit den Kindern: Nicht die Größe des Objekts ist es, die aus dem frühlingsgrünen Dickicht und Gebüsch heraussticht, sondern die Buntheit und der Abwechslungsreichtum des absichtsvoll-unzureichend Verborgenen. Man könnte auch sagen: Herrlich schön bunt und wandelbar, mit etlichem Überraschenden, Unerwarteten – so präsentiert sich die Welt nämlich auch im jüngsten Schwanke-Katalog zur 355. Briefmarkenauktion. Auch hier begegnen wir etlichem Kostbaren, dem schon aus pekuniären Gründen Begehrenswerten. Doch recht eigentlich Farbigkeit ins philatelistische Repertoire bringen die nicht ganz so kostspieligen und exklusiven, aber dennoch höchst spannenden Marken und (beispielsweise) postgeschichtlich aussagekräftigen Briefe, die gleichfalls reichhaltig vorhanden sind. Damit enden nun freilich die ostern-affinen Parallelen; das weiter Vorzustellende erfordert vielmehr eine ganz genaue, wenn auch hier notgedrungen verkürzte Betrachtung.

Ich möchte Ihnen also an dieser Stelle nicht so sehr die kostspieligsten Offerten für das große Panama-Geld vorführen (zu denken ist etwa an die offerierte rare Top-Ausgabe der Republik des Fernen Ostens einschließlich aller drei Aufdruck-Kopfsteher für 12.000 Euro oder auch an einen augenscheinlich gut besetzten, auf der Schwanke-Website umfangreich bebilderten Preußen-Bestand zu 10.000 Euro). An „großen Stücken“ andererseits nicht ganz vorenthalten und wenigstens erwähnen will ich zum Beispiel eine Preußen-Ganzsache mit dem ungewöhnlichen und außerordentlichen seltenen vierzeiligen Berliner Vorort-Rahmenstempel von „MOABIT“, der, zumal in so schöner Ausprägung und Präsentation, kaum wiederzubeschaffen sein dürfte (Los 1574, 2000 Euro).

Postgeschichtlich oft spannender als die „großen Brocken“ sind oft ausgesucht gute, teils unerwartet seltene kleine Schönheiten im Preisbereich zwischen ca. 150 und 600 Euro. Viele kleine Spezialitäten sind im Übrigen auch schon zu Kursen unter 100 Euro zu haben; man muss nur genau schauen und hinsichtlich des Eingliederungs-Potentials in die jeweils eigene Sammlung ein wenig Phantasie walten lassen. Sehen Sie das Auktionsangebot doch daraufhin noch einmal gezielt durch. Sie werden zur eigenen Überraschung manches kleine Liebhaberstück entdecken, das Ihnen beim ersten Blättern im Katalog oder einer kursorischen Wanderung über die Website noch entgangen war. Konzentrieren Sie sich dabei auf nicht unbedingt kostspielige Stücke, sondern auf solche, an denen das Auge beim genaueren Katalog-Scan interessiert und wohlgefällig hängen bleibt. Gerade von dieser Sorte und Qualität gibt es im Schwanke-Angebot viel mehr Stücke als hier auch nur angedeutet werden kann. In diesem Sinne: machen Sie das Beste daraus.

Vanishing Lizzy

Nicht versäumen will ich zum Schluss, auf eine ganze Reihe von wirklich ungewöhnlichen Abarten und Besonderheiten hinzuweisen. Sie werden erstaunt sein, was sich im Angebot zwar versteckt hat, aber gefunden werden will. An erster Stelle zu erwähnen ist hier zweifellos eine nach wie vor nicht so recht geklärte blaue, teilgeschnittene Freimarke Schwedens, die in Normalerhaltung aus Markenheftchenblättern eigentlich den Nennwert 1,65 Kronor hätte tragen sollen, jedoch unverkennbar als eine Marke zu 1,75 Kronor vorliegt (Los 562, MiNr, 1158, 2000 Euro) – Probe, Klischeevertauschung, oder was? Entstehungsgrund und Überlebenszufall sind weiterhin ein wenig rätselhaft. Wo aber ein Exemplar entstanden ist, muss es angesichts der Konfektionierungform in Heftchenblättern noch mindestens neun weitere geben oder gegeben haben. Wieviele von diesen werden noch auftauchen? Diese rare Besonderheit ist ja dann und nur dann auffällig, wenn man schon weiß, dass der korrekte Nominalwert 1,65 Kronor hätte sein sollen. Es ist wie so oft in der Philatelie: Die fehlproduzierten 1,75er sollten eigentlich alle vernichtet sein – eine (bisher mithin ein Unikat) ist es aber bisher nicht, sondern strahlt den Betrachter sehr schön blå und ansonsten einwandfrei an.

Mehr als nur einen zweiten Blick wert ist auch ein Zehnerblock der MiNr. 38 von Singapore auf dem das Medaillon-Portrait von Queen Elizabeth in beiden Markenreihen von links nach rechts immer schwindsüchtiger wird. Im Auktionskatalog und auch in der sonstigen Fachliteratur wird diese augenfällige Abart meist sowohl sprachlich als auch sachlich ungenau als „Disappearing Queen“ bezeichnet, während sie sprachlich angemessener und eleganter eigentlich „Vanishing Queen“ heißen müsste. „Disappearing“ heißt: Gerade war sie noch da – und schon ist sie weg; „vanishing“ dagegen beschreibt den Umstand, dass die Farbgebung nach und nach im Bogenverlauf immer fadenscheiniger wird und sich zu einer Seite hin allmählich ganz verflüchtigt. Eben letztere Erscheinung haben wir hier vor uns. Es gibt mehrere Markenausgaben Englands und aus anderen Gegenden des British Empire, bei denen eine solche Erscheinung beobachtet werden konnte; jedoch selten so schön wie hier (Los 906, 1500 Euro).

Nicht schließen will ich, ohne auf die wirklich gute, über 350 Positionen starke Literatur-Offerte hingewiesen zu haben, die teils bemerkenswert seltene und gesuchte Werke für echte Kenner, Wißbegierige und Liebhaber bereit hält. Überragend ist hier zweifellos ein Album de Grand Luxe – 105 Einzeldrucke der Gemeinschaftsausgaben des Französischen Weltreichs „Du Tchad au Rhin“ und „Victoire“ auf hochwertigem Bütten gedruckt und als Luxusausgabe im Halbledereinband gebunden. Eine bibliophile Rarität aus dem Jahr 1946, das in einer Auflage von nur 30 Exemplaren produziert wurde.

Gerd H. Hövelmann

Rares und Kurioses (7)

Martinas weiter Wurf

Wir alle kennen das nur zu gut und haben es schon bis zum Überdruss mit eigenen Augen sehen müssen: Als „Sammlung Alle Welt“ wird manches Markengewusel gerne von kenntnisarmen Zusammenträgern tituliert, das dann von Händlern, Auktionatoren und anderen Erfahreneren nur (und allenfalls) mit ganz spitzen Fingern weitergereicht wird. Meist handelt es sich um umfangreiche Konglomerate von Steck- und Vordruckalben, in die der Sammler, nicht selten von Kindesbeinen an, alles dasjenige länderweise und in der Regel katalogunsicher einsortiert hat, was vor seinem Pinzettenzugriff nicht mehr zu retten war. Solche Objekte dokumentieren wenigstens dreierlei: Dem betreffenden Sammler fehlte es – außer an einem hinreichenden Kontostand und an ein wenig Mut – vor allem an den für die Sammlungsanlage erforderlichen philatelistischen und Markt-Kenntnisse. An den so entstandenen „Sammlungen“ kann man dieses Manko unschwer ablesen. Ich weiß, wovon ich rede: Ich habe gerade ein solches Objekt in meinem Büro herumstehen: zwei riesige Umzugskartons, gefüllt mit teueren Vordruck- und wohlfeilen Steckalben, dazu dann die üblichen Markenwüsten in Zigarrenkisten und Tupperware, in Tütchen und Umschlägen sowie abenteuerlich-bunte Zusammenstellungen mit Titeln wie „250 Verschiedene von Ganz-Weit-Weg“.

Manches ist in solchen Objekten durchaus sauber und ordentlich gesteckt und macht auf die Gattin und andere Nichtphilatelisten einen wenigstens aufgeräumten Eindruck. Aber der Kenner blättert dieses ganze Gewese mit zunehmendem Tempo und Schrecken durch, nur um dabei festzustellen, dass diese „Kollektion“ unter peinlichster Vermeidung jeglicher auch nur potentiell wertträchtiger Briefmarke angelegt worden ist. Zwei prall gefüllte Umzugskisten – und der Heizwert liegt erkennbar über dem Handelswert! Bund, Berlin und DDR von 1960 bis 1980 bilden die „Lichtblicke“ dieses verzweiflungswürdigen Bestands. Oft hoffnungslos ist dann der Versuch, die Eigentümer sachlich über den Unwert ihres Erbes aufzuklären, Eigentümer, die einfach nicht begreifen können, dass „der Vater“ nicht wirklich wusste, was er tat. Die beiden Kisten in meinem Büro wären mit zusammen 50 Euro völlig ausreichend bezahlt. Aber ich traue mich nicht, sie jemandem anzubieten.

Zeugnis philatelistischer Umsicht und Klugheit

Anders – und zwar sehr grundlegend anders – präsentiert sich ein sicher ebenfalls mit „Kollektion Alle Welt“ oberflächlich zutreffend bezeichneter Bestand von ausgesucht guten Ländersammlungen von allen Kontinenten, der die aktuelle Schwanke-Auktion eröffnet: Sammlungen Alle Welt, aus zahlreichen verschiedenen Ländern – oft sehr gut bestückt und (soweit die Ferndiagnose ein solches Urteil erlaubt) nahezu ohne Ausschuss. Von deutschen und europäischen Sammelgebieten, aber selbst auch aus entlegeneren Weltgegenden – etwa kleineren Staaten Südamerikas, der Karibik, Afrikas, Südostasiens oder Ozeaniens bis hin zu aller Herren Inselchen – sind sehr solide ausgebaute, qualitativ und in der Regel auch wertmäßig gutklassige und ausgewogene Länder- und Gebietssammlungen vorhanden, sehr häufig beginnend mit der jeweiligen klassischen Markenerstausgabe (MiNrn. 1 und folgende). Diese Einzelobjekte, mit tätigem Phila-Verstand angelegt, sind offensichtlich allesamt reich- und werthaltig genug, um jeweils für sich alleine bestehen und entsprechend separat angeboten werden zu können. Über welche „Alle-Welt-Sammlungen“ kann man schon Vergleichbares sagen?

Auf diese Weise, mit dieser länderweisen Portionierung und mit dieser qualitativen Klasse (über die auch die vielen Zusatzabbildungen der Schwanke-Website attraktiven Aufschluss geben), kommen auktionseröffnend exakt 365 Einzelsammlungen und –partien per Sonderkatalog auf den Laufsteg der Hamburger Auktion. Gemeinschaftlich bringen diese Positionen es auf eine Gesamtschätzung von immerhin mehr als 210.000 Euro (575 Euro/Los im Durchschnitt). Da praktisch jedes dieser werthaltigen, oft auch mit besseren Doubletten und mit begehrten Spezialitäten bestückten Einzelobjekte zur detaillierteren Auflösung durch den Handel oder zum weiteren Ausbau durch den Sammler geeignet scheint, darf man getrost vermuten, dass der Gesamterlös dieser schönen Partien ihrem Schätzwert beträchtlich davonlaufen wird.

Genau 365 Einzelpartien könnten sicherlich dazu verführen, den Gesamtbestand, entsprechend dem kalendarischen Verlauf, als „Jahreslauf-Sammlung“ (oder irgendwie ähnlich, aber im selben Sinne) zu bezeichnen. Das mag, falls es denn überhaupt jemals ernsthaft erwogen wurde, daran gescheitert sein, dass wohl der Einlieferer selbst eine eher noch sympathischere Bezeichnung gefunden hat: Der Bestand trägt nun den Namen „Sammlung Martina, Philatelie weltweit“ – mutmaßlich der erste nennenswerte Name Sale der Auktionsgeschichte, der nach einem Kind im Vorschulalter benannt ist. Denn Martina heißt die 4-jährige Enkelin des Einlieferers, und der Versteigerungserlös soll dereinst die Ausbildung der jungen Dame gewährleisten. Die kleine Martina sollte sich schon jetzt mit kräftigen Lobpreisungen ihres Großvaters nicht zurückhalten. Angesichts des zu erwartenden Erlöses muss uns jedenfalls um Martinas Zukunft nicht bange sein. Der Verkaufserlös dürfte – und von akademischen Bildungsgängen verstehe ich etwas – bei solidem Lebenswandel beispielweise selbst für die Ausbildung an einer der amerikanischen Elite-Universitäten ausreichen. – Lassen Sie uns also schauen, dass aus dem Kind was wird…

Was ich sonst noch sagen wollte

Über die Freude an kleinen gediegenen Qualitäts-Ländersammlungen soll nicht vergessen werden, dass im Schwanke-Angebot auch für diejenigen schönstens gesorgt ist, die statt gleich mit ganzen Sammlungen lieber mit wenigen und im Extremfall nur mit einer einzigen, dann vergleichsweise wertvollen Briefmarke zufriedenzustellen sind. Dafür bietet die Auktion reichlich Gelegenheit und eine ansprechende Auswahl.

Der Reigen beginnt u.a. mit recht gehaltvollen Offerten mehrerer Dutzend Einzellose von Albanien und Äthiopien (Gesamtpreisansatz über 14.000 Euro €) und geht beispielsweise über ein gutes Sortiment von rund einem Dutzend Losen (Zungenwerte) Finnlands, Dänemarks MiNr. 2I auf gutem Brief (2000 €), eine Kabinett-Einzelfrankatur von Portugals 50 Reis der Erstausgabe (4000 €), je eine 54 und 108 Parale des Fürstentums Moldau (2000 bzw. 7000 €), eine seltene MiNr. 3 Type II der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft auf Brief (4500,-), eine den Titel des Hauptkatalogs zierende spektakuläre Fünffarbenfrankatur der Österreichischen Post in der Levante (7500,- €), eine gute dreifarbige Frankatur von Modena (3000,- €), eine rare teilgezähnte „10 Centesimi bistro“ (MiNr. 9bUu) Italiens (4000,-€) und Parmas Erstling auf kompletter Zeitung (2000,- € / von MICHEL mit lustigen 54,000 € bewertet) bis hin zu Liechtensteins ungebrauchter Dienstmarke MiNr. D5B mit sehr seltener Zähnung (3000,-€).

Gefallen könnte manch Einer sicher auch an einem illustrierten, kolorierten und mit einem Ganzsachen-Ausschnitt frankierten Karikatur-Umschlag von der britischen Insel finden, den wir, eben weil er so gefällig ist, hier ebenfalls im Bild zeigen möchten (700,-).

Nicht unbedingt auf der Raritäten-, ganz sicher aber auf der Kuriosa-Seite werden wir wohl ein größeres Briefstück aus Chile mit nicht weniger als drei waagerechten und einer senkrechten Halbierung der 10 Centavos, MiNr. 2I, einzuordnen haben. Wenn wir uns nicht einen wirklich exzentrischen Bediensteten im Postamt CALDERA ausmalen wollen, dann müssen wir wohl annehmen, dass der Kollege dort Markenhalbierungen nicht „nach Bedarf“, sondern „auf Vorrat“ hergestellt hat, die der dann – eben doch im Bedarfsfall – wieder zu einer portorichtigen Frankatur zusammengeflickt haben wird.

Hawaii (inkl. besserer Ganzbogen oder Bogenteile) und China (frühe Ausgaben ebenso Kulturrevolution) sind ebenfalls mit interessanten Offerten vertreten. Und wer es gerne sehr günstig (75,-) und dennoch attraktiv und postgeschichtlich ein wenig rätselhaft mag, der ist mit einer hübschen Ganzsache Jaipurs mit Zusatzfrankatur sicherlich gut bedient (hilfreich wäre freilich, wenn man ein wenig Bengali verstünde). Weniger rätselhaft, dafür um Einiges kostspieliger ist dagegen ein seltener Doppelaufdruck auf einer ungebrauchten MiNr. 18 von den Cayman Islands (8000,-) – sicher gibt es dafür auf der Ursprungs-Insel ein passendes Schließfach.

Aus deutschen Landen schließlich, um die nicht ganz aus dem Blick zu verlieren, bietet der Hauptkatalog der anstehenden Schwanke-Auktion im Einzellos-Teil manches interessante Stück, das der eigenen Sammlung sicher zur Zierde gereichen könnte. Ich denke dabei beispielsweise  an einen bemerkenswerten, seltenen und außerdem schönen Incoming-Brief nach Braunschweig aus Neusüdwales aus Jahr 1864 – er ist praktisch einmal um den Globus gereist und ist dennoch kein Allerwelts-Brief (Los 2004, 1500,- €).

Hinzu kommt ein im mittleren Preisbereich starker deutscher Kolonienteil, darunter eines von nur fünf bekannten gestempelten Exemplaren der MiNr. 18F der Britischen Besetzung Togos, ein Top-Stück, für 8000,- €. Mehr als ein Dutzend Exemplare der Oppelner Notausgaben mit relativ neuen Gruber-Prüfungen werden, da bin ich sicher, ebenfalls Interesse finden.

Und zuguterletzt treffen wir uns ja vielleicht noch auf ein „Gesundheitsbier“ (siehe „Hamburger Luxusbriefchen von 1865“, Los 2084, Rückseite)!

Gerd H. Hövelmann

Rares und Kurioses (6)

Sieh nur, wie ich schwanke, Schwanke!

Never make fun on a name!“, lautet eine der eisernen Regeln für jeden Autor, der ernst genommen werden möchte. Jahrzehntelang habe ich mir in dieser Hinsicht nichts zu Schulden kommen lassen. Heute aber erlaube ich mir, ausnahmsweise ein wenig über die Stränge zu schlagen, denn selten war die Verlockung so groß; eine Verlockung aber, für die ich wiederum jede Verantwortung von mir weisen muss.

Schuld ist vielmehr der launige Entwerfer eines kuriosen Briefmarken-Motivs: jener letzten „überlebenden“, obwohl noch nicht einmal amtlich verausgabten Marke der (heute) brasilianischen Provinz ACRE. Das spektakuläre Markenbild gibt der allgemeinen Aufmerksamkeit u.a. eine tanzende, jauchzende und eben bedenklich schwankende Schildkröte als auffälligstes von mehreren Utensilien eines regional bedeutungsträchtigen, ja dokumentarischen Motiv-Inventars preis. Da wir einer biederen Schildkröte keine unmäßige Neigung zum Alkohol unterstellen möchten, können wir nur vermuten, dass sie sich an einigen der lokal reichlich verbreiteten halluzinogenen Pilze gütlich getan haben muss. Wie sonst sollten wir uns dieses luftig dahintänzelnde Reptil plausibel machen? Gewiss, es gibt lokale Erzähltraditionen. Wir aber stellen uns lieber einen verschmitzten, bestens gelaunten Marken-Designer vor und bekunden ihm unsere Anerkennung für „the funniest stamp design ever“.

Auktionator Hans-Joachim Schwanke selbst hat sowohl in seiner Auktionsvorschau als auch in seiner Losbeschreibung bereits alles faktisch Sagens- und Wissenswerte über die charmante „tanzende Schildkröte“ von ACRE mitgeteilt – jedenfalls soweit es die Philatelie, die internationale Postgeschichte und die Entstehungsbedingungen dieses enorm seltenen Zeugnisses lateinamerikanischer Kultur und Markenkunst betrifft. Dazu habe ich nichts Prinzipielles mehr beizusteuern – es sei denn, wir dürften uns angesichts dieses äußerst ungewöhnlichen Markenbildes eine weitere Ausschweifung erlauben.

Lassen Sie mich also fragen: Hat unsere Schildkröte vielleicht auch noch weitere kulturelle Spuren hinterlassen? Ich frage nur, ich behaupte nichts. Aber wie haben wir uns all die Jahre gewundert, wie die Zeichner Kevin Eastman und Peter Laird damals (1984 war’s) nur auf den abstrusen, gar nicht offenkundig lustigen Gedanken verfallen sind, Schildkröten in traditionell asiatische, aber schildkrötgrün eingefärbte Ninja-Kostüme zu zwängen, ihnen Schwerter umzubinden und sie ferner den bipeden (d.i. zweifüßigen), aufrechten Gang zu lehren. Erst jetzt, angesichts der nicht einmal amtlich gewordenen Marke von ACRE, liegt der motivliche Urgrund für die Comic-Serie offen zutage. Oder haben Sie jemals eine Schildkröte beobachtet, die sich ohne zusätzliche Stütze nicht nur auf die Hinterbeine stellt, sondern stabile Tanzschritte ausführt? Irgendwann und irgendwo müssen die Zeichner – vielleicht, vielleicht – eines von kaum einem halben Dutzend Exemplaren der Marke, die die Zeitläufte überdauert haben, zu Gesicht bekommen haben. Daraus haben sie dann, so fantasiere ich es mir freihändig zurecht, erfolgreich und letztlich kinotauglich Comics und Filmdrehbücher entwickelt. Aus so einer starken Voraussetzung erklärt sich für mich zwanglos die Erfindung und Existenz der nervigen Ninja Turtles.

Damit zurück zum Ernst des Lebens und der Philatelie. Die Wirkkraft eines bildlichen Motivs – so meine These – wächst mit der Zahl der Geschichten, Historien und Fantasien, die sich mit diesem Motiv verknüpfen lassen. Auch in dieser Hinsicht kann sich die tanzende Schildkröte von ACRE wirklich sehen lassen: Ich könnte aus dem Stand ein halbes Dutzend Geschichten erfinden und sie mit ihr in Verbindung bringen. Der Kulturwissenschaftler bezeichnet ein so deutungsvariables Objekt als „mythogen“ – als ein Objekt also, das ohne viel Federlesens seine eigenen, interkulturell verständlichen Mythen hervorbringen kann. Dass das auch unserer tanzenden Schildkröte gelungen sein könnte, ist mittelfristig vielleicht sogar eines der besten Argumente für den Erwerb dieser Marke als eines folgenträchtigen kulturhistorischen Dokuments. Abschließend möchte ich eine gewisse Bewunderung für die verrückte Idee des Markenentwerfers nicht verbergen: eine tänzelnde, sich biped auf den Hinterbeinchen fortbewegende Schildkröte wäre, falls authentisch, eine evolutionsbiologische Sensation, die ihren Entdeckern unvergänglichen Ruhm bescheren würde.

Ist der erste Gedanke immer der beste?

Dass angesichts eines Problems oder einer Fragestellung der erste Gedanke stets der beste sei, wird häufig und in überzeugter Tonlage behauptet. Die folgende Schilderung lässt daran allerdings Zweifel aufkommen; sie fällt im übrigen unter die Rubrik “Wahre Geschichten, die einem doch keiner glaubt”. Nicht nur auf Briefmarken und Briefe, ist sie ohne weiteres anwendbar. Die „Moral von der G’schicht“ lesen Sie am Ende dieses Abschnitts.

Das Vanille-Auto

Folgende Lehrgeschichte habe ich vor ein paar Jahren aus den USA mitgebracht. Was sie mit Philatelie zu tun hat, wird sich im weiteren Verlauf zeigen. Ob die Geschichte tatsächlich wahr ist (wie versichert wird) oder nur klug erfunden, ist nicht von Belang.

Der Präsident der Automobil-Firma Pontiac (heute Teil von General Motors) erhielt einen Beschwerdebrief. Dieser hatte (in meiner Übersetzung) den folgenden Wortlaut:

„Ich schreibe Ihnen nun schon zum zweiten Mal. Ich kann es Ihnen aber nicht wirklich verdenken, dass Sie mir bisher nicht geantwortet haben, denn meine Geschichte klang wohl ziemlich verrückt. Es ist jedoch eine Tatsache, dass wir nach alter Familientradition jedes Abendessen mit einem Eiskrem-Dessert beschließen. Die Eissorte wechselt täglich. Wir stimmen jeweils darüber ab, und ich fahre dann zum Eis-Café, um das Eis zu kaufen. Außerdem müssen Sie wissen, dass wir kürzlich einen neuen Pontiac gekauft haben. Seitdem bereiten meine Wege zur Eisdiele jedoch ernste Probleme. Sehen Sie, jedesmal wenn ich Vanille-Eis kaufe und ich mich auf den Rückweg machen will, springt mein Auto nicht mehr an. Kaufe ich eine beliebige andere Eissorte, macht das Auto keine Probleme. Sie sollten verstehen, dass mir diese Anfrage ganz ernst ist, so unsinnig sie auch klingen mag. Also – was ist los mit meinem Pontiac, der nicht startet, wenn ich Vanille-Eis kaufe, der aber sofort anspringt, wenn ich eine andere Eissorte oder irgendetwas anderes kaufe?

Der Pontiac-Präsident war angesichts dieses Briefes verständlicherweise ein wenig irritiert, schickte aber dennoch einen lokalen Techniker des Unternehmens vorbei. Dieser war angesichts der bisherigen Geschichte erstaunt, auf einen geschäftlich erfolgreichen, stockseriösen und offenbar gebildeten Klienten in einer guten Wohngegend zu treffen. Er hatte sich mit ihm für die Zeit gleich nach dem Abendessen bei der Eisdiele verabredet. Die Familie hatte für Vanille-Eis gestimmt und, klar, als sie zum Auto zurückkamen, versagte dieses den Dienst. Der Pontiac-Techniker fand sich auch in den folgenden drei Tagen wieder ein. Am ersten Abend kaufte er Schokoladen-Eis – kein Problem mit dem Anlasser. Am zweiten Abend wählte er Erdbeer-Eis – der Wagen sprang sofort an. Vanille-Eis gab es am dritten Abend – das Auto rührte sich nicht.

Natürlich glaubte der Techniker, ein logisch denkender Mann, keinen Moment daran, dass das Auto allergisch auf Vanille-Eis reagieren könnte. Er besuchte die Familie daher auch in den folgenden Tagen, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Er erhob (und variierte) umfangreiches Datenmaterial: Tageszeit, Art des getankten Benzins, Fahrzeiten hin und zurück usw. Mit der Zeit fiel der Groschen, als er bemerkte, dass er weniger Zeit für den Kauf von Vanille-Eis als für den Erwerb der anderen Eissorten brauchte. Nicht das Eis und nicht das Auto waren das Problem, sondern allein die Anordnung der Eissorten in der Eisdiele. Vanille, die beliebteste Geschmacksrichtung, wurde wegen der großen Nachfrage direkt am Eingang des Ladens ausgegeben, alle anderen Sorten weiter hinten. Dort das richtige Eis auszuwählen, zu zahlen und den Laden wieder zu verlassen, dauerte beträchtlich länger. Damit aber verschob sich die Logik der technischen Frage: von der Frage nämlich nach einem Zusammenhang zwischen Eissorte und Startverhalten zu der Frage nach der für den Eiskauf insgesamt erforderlichen Zeit und der zwischenzeitlichen Abkühlung des Pontiac-Motors. Dampfblasenbildung [„Vapor Lock“] erwies sich schließlich als die richtige, ganz „eisfreie“ Beschreibung des tatsächlichen technischen Problems.

Als die vorhin versprochene „Moral von der G’schicht“, die schon für das Alltagsleben gilt, aber gerade dem Sammler besonders ans Herz gelegt sei, dürfen wir festhalten:

  • Erster Merksatz: Nicht immer ist der erste Gedanke der richtige.
  • Zweiter Merksatz: Auch, was offensichtlich scheint, ist nicht immer wahr.
  • Dritter Merksatz: Ganz gleich, wie verrückt die Beantwortung einer Frage oder die Lösung eines Problems klingen mögen, sie könnten dennoch zutreffen.
  • Vierter Merksatz: Eine Tatsache, wie unplausibel sie auch immer sein mag, ist eine Tatsache.

Mit dieser Vierfach-Moral bin ich (nicht nur) auf dem Briefmarkenmarkt stets gut gefahren. Allerdings bin ich noch die Erklärung schuldig, was genau mich dazu veranlasst hat, die vorstehende Geschichte zu erzählen und gar eine Serie von Merksätzen aus ihr abzuleiten. Es war das Los Nr. 616 der aktuellen Schwanke-Auktion: Diese Ersttagsstempel könnten nie und nimmer echt sein, war mein erster Gedanke – noch bevor ich die Losbeschreibung so recht wahrgenommern hatte – angesichts der Abbildung der beiden wertentscheidenden Marken aus Österreichs Vogelsatz des Jahres 1953. Das einzig Falsche war hier jedoch meine spontane Vermutung: Ein aktueller Fotobefund des österreichischen Prüfers Soecknick bestätigt dagegen: „Echt und einwandfrei“.

Toller Vogel

Die berühmte Basler Taube ist nicht nur – aber das ist eine Geschmacksfrage – eine der schönsten und beliebtesten Briefmarken der Philatelie-Geschichte. Sie ist außerdem auch die erste mehrfarbige Briefmarke der Welt, ferner eine der frühesten mit partiellem Prägedruck. Zudem – und deshalb vor allem verweise ich auf sie – ist sie soeben 170 Jahre alt geworden; ihr amtlicher Ersttag war der 1. Juli 1845. Eines der Qualitätsmerkmale, die man für eine Basler Taube in Ansatz bringen kann, ist das vollständige Vorhandensein intakter, nicht ergänzter weißer Markenränder. Dieses Kriterium ist bei dem hier gezeigten Exemplar aus der aktuellen Schwanke-Auktion durchaus erfüllt, auch wenn der untere Rand vielleicht ein wenig knapper ausgefallen ist als wünschenswert. Ich hatte unlängst die willkommene Gelegenheit, ein wenig zu den Vorbereitungen einer Jubiläumsausstellung zur Basler Taube in der Schweiz beizutragen, und ich hatte in diesem Zusammenhang einige der besten und außergewöhnlichsten „Täubchen“ zu sichten. Ich habe daher eine recht gute Vorstellung davon, wie wenige dieser seltenen Marken sich heute noch in guter bis wenigstens akzeptabler Erhaltung präsentieren. Das hier gezeigte Stück zählt – soweit denn ein Photo der Markenvorderseite überhaupt eine Einschätzung zulässt – zweifellos zu den schöneren der ohnehin nur wenigen erhaltenen ungebrauchten Exemplare. Eine Basler Taube in solcher oder vergleichbarer Erhaltung ist immer eine Augenweide.

Luftpostmarken aus dem fernen Osten

Falls und insofern Seltenheit ein relevantes Kriterium ist, hat die Luftpostausgabe Wladiwostok-Spassk aus der russischen Republik des Fernen Ostens als komplette Serie mit insgesamt 19 Werten (einschließlich vier geschnittener Marken und der drei bekannten Werte mit kopfstehenden Aufdrucken), allesamt postfrisch erhalten, den Liebhabern des Seltenen und Ausgefallenen wahrhaftig etwas zu bieten. Beachtung verdient nicht nur, dass die MICHEL-Katalogisierung keine Postfrisch-Notierungen für diese Marken kennt, sondern auch, dass Aufdruckkopfsteher der Katalogredaktion bisher noch nicht einmal zur Kenntnis gekommen sind. Bei Auflagen je Marke, die lt. MICHEL „zwischen 25 und 27 Stück“ liegen, ist eine Preisschätzung ab 15.000 Euro für diesen exklusiven Bestand sicher nicht übertrieben.

Auf den Kopf gestellt: Marken mit kopfstehenden Bildteilen

Briefmarken mit Bildteilen, die relativ zu allen anderen Elementen auf dem Kopf stehen, gehören zum Spektakulärsten, was die Philatelie überhaupt zu bieten hat. Es gibt sie zwar aus fast allen Sammelgebieten, was die Anlage variantenreicher Kollektionen prinzipiell möglich macht; doch zählen die individuellen Stücke oft zum Seltensten, was die betreffenden Sammelgebiete überhaupt zu bieten haben: Man denke an die „Inverted Jenny“ und die an der Decke fahrenden Eisenbahnen und Schiffe (alle USA), die kopfstehenden Wiener Parlamentsgebäude (Österreich, siehe Los-Nrn. 119 und 578), Ungarns „kopfstehende Madonna“ oder Guatemalas kopfstehender Quetzal (siehe die Lose Nrn. 128-130) und viele weitere Beispiele. Bildmittelstücke, Rahmen, Auf- oder Unterdrucke, alles kann im Briefmarkendruck auf dem Kopf stehen, solange es nur in einem anderen Druckgang als die übrigen Elemente des Markenbildes hergestellt worden ist. Nicht weniger als 23 Positionen (Lose 116-137, 578) solcher Art kann die Schwanke-Auktion diesmal vorweisen.

Lukrative Drei- und Viertausender

Nein, nein, nicht von alpinen Klettereien ist hier die Rede (Gott bewahre!). Vielmehr möchte ich Ihnen abschließend noch ein paar interessante Einzelstücke ans Herz legen, die allesamt mit einer Schätzwertvorgabe von 3000 bzw. 4000 Euro in die Schwanke-Auktion gehen. Der bloße Schätzwert ist freilich kein philatelistisches Kriterium, sehr wohl aber ein wissenswertes und praktisch handhabbares. Hinweisen möchte ich aus diesem Preisbereich beispielsweise auf eine wundervolle, literaturbekannte Mehrfachfrankatur der preußischblauen hamburgischen 3 Sch. (MiNr. 15b) auf Drucksache nach New York (Los 6) und auf eines der wenigen erhalten gebliebenen Stücke der sog. Helgoländer „Pilger-Karte“.

Spektakulär ist auch das Spezialangebot einiger Block-Abarten deutscher Sammelgebiete –von einem ungezähnten postfrischen Block 6U des Deutschen Reiches (Los 27) bis hin zu einem ungezähnten Widerstandskämpfer-Block der Bundespost (Los 35) und Saar-Block 2FU postfrisch ohne Markendruck (Los 36). Verlockend scheinen auch eine sehr schöne MiNr. 13 Oldenburgs vom Oberrand auf Luxusbrief mit kontrastreichem blauen Stempel (Los 12), ein knappes Dutzend Ganzsachen-Raritäten der SBZ-Bezirkshandstempelaufdrucke aus dem Bestand Helmuth Messmers (Lose 40-50), Luxusstücke der dänischen MiNr. 2 I und der finnischen MiNr. 1 II je auf Briefen (Lose 63-64), ein postfrisches Randstück von Islands MiNr. 15 B (Los 71), eine ungebrauchte Zähnungsrarität MiNr. 100 B von Liechtenstein (Los 498), ein gestempelter Viererblock der 6 Crazie dunkelblau (MiNr. 15) der Toscana (Los 74), Norwegens erste Briefmarke ungebraucht sowie zwei qualitätsvolle Norwegen-Frankaturen (Lose 77-79), ein guter „rosa Merkur“ Österreichs (Los 80), eine ideale gestempelte schwedische Nr. 1 (Los 83), der Schweizer Farbfehldruck Nr. 203 z (Rot statt Violett; Los 89), die MiNrn. 9, 10 und 16 von Hawaii in beachtlichen ungebrauchten Einheiten (Lose 94-96) sowie kuriose, kaum jemals angebotene Marken, Briefstücke und ein Brief der entlegenen Clipperton Islands (Lose 113-115).

Gerd H. Hövelmann